Soviel zum Plan. Doch es kam anders, ein moralisches Dilemma.
Ich spazierte also die lange Treppe herunter, der Bus stand bereits auf der anderen Strassenseite.
Zusammen mit einem alten sowie einem gutbürgerlichen Herr mittleren Alters mit Rollkoffer machte man sich sogleich zu einem kriminellen Kurzsprint quer über die Strasse auf.
Der Buschauffeur sah uns und gab Gas. Fährt einfach los.
Durch die Dreistigkeit so vor den Kopf gestossen, lässt der gut statuierte Herr seinen Koffer promt mitten auf der Strasse fallen.
Peng!
Mit einem lauten Knall spickt die Bagage touchiert vom unbeirrt weiterfahrenden Bus an den Strassenrand, ironischerweise kaum beschädigt.
Trotzdem zückt sein Besitzer ohne Zögern mit einem kleinen Seitenblick auf seine silberne Uhr sein Mobiltelephon und erstellt Anzeige bei der Polizei.
Ich laufe zu im hin, finde, er habe richtig Reagiert.
"Was? Ich unterstütze das?" Schiesst es mir, kaum sind wenige Sekunden vergangen, durch den Kopf.
Klar, dieser Busfahrer war, um es auf den Punkt zu bringen, ein richtiges Arschloch. Auch hat er, ohne Frage, mit seiner Weiterfahrt falsch gehandelt.
Fakt ist aber, durch diese Anzeige hat er seinen Job ziemlich sicher los.
Was, wenn er "nur" einen so richtig beschissenen Tag hatte? Er "von Oben" täglich unter Druck gesetzt wird, bloss keine Verspähtung zu haben, möglicherweise bereits deshalb auf der Abschussliste stand?
Und wohin kommen wir, wenn wir "wegen allem" sofort die Polizei einschalten, ohne jemals versucht zu haben, Probleme auch alternativ zu lösen, durch z.B. miteinander Reden? Den Fahrer also persönlich zur Rede stellen.
Möglicherweise bin ich utopischer Humanist, mir in der Heutigen Zeit der "Ellenbogenmentalität" überhaupt noch solche Gedanken zu machen. Und nebenbei vorallem unintegrer Idealist, war meine Reaktion im Affekt ja ebenfalls reine Zustimmung.
Doch was würde das Denken des Mensch stärker ausmachen, es gar so prägnant definieren, wie die Möglichkeit zur bewussten Reflektion und Selbstwahrnehmung?